KF: wie bist du eigentlich genau zur Musik gekommen?
Harald: Mein Bruder (Rainhard) ist ja sechs Jahre älter als ich und hat mit etwa 16/17 Jahren eine Gitarre gekauft und die durfte ich natürlich nicht spielen, das ist doch klar! Aber kaum war er weg, habe ich mir die gegriffen und herumprobiert, was natürlich auch irgendwann auffiel….
Wir waren zu der Zeit immer auf einem Bauernhof in der Ramsau, in der Nähe von Schladming, da kamen viele Urlauber zusammen.
Da war ein etwa 17jähriger dabei der in einer Band Gitarre gespielt hat. Den habe ich mir immer „geschnappt“ und bei jeder Gelegenheit gelöchert, mir doch ein paar Griffe und Akkorde zu zeigen.
Ich hatte einen Block dabei und schrieb mir zu den damals angesagten Liedern, wie „Da Hofa“ oder „Leyla“ (Eric Clapton) und „House of the Rising Sun“ (The Animals) alles auf. Klassiker die jeder Anfänger einmal ausprobiert. So hat sich mein Gitarrenspiel dann immer weiterentwickelt, bis ich dann mit 14 Jahren angefangen habe Schlagzeug zu lernen. Mit etwa 19 Jahren habe ich dann am Konservatorium ein Jahr Trompete studiert.
Dann hatte ich durch die Musik wieder etwas mehr Kontakt zu meinem Bruder. Der hatte damals einen Bassisten, mit dem er nicht ganz glücklich war, er passte einfach nicht in dessen Band. Also brauchte Reinhard einen neuen Bassisten. Ganz frech sagte ich zu ihm, dass ich auch Bass spielen könne.
Ich musste dann durch eine 2-monatige Audition beim Christian Kolonovitz (Musiker/Produzent) und bin dann zu Reinhard zurückgekommen, welcher es dann mit mir probierte. So kam es dann zu 18 Jahren in der Reinhard Fendrich Band und 5 Jahren Austria3. Nebenbei habe ich natürlich alle möglichen Jobs angenommen und so kam es zur Zusammenarbeit mit vielen anderen Bands, wo ich mitspielen konnte.
Trotzdem war ich doch die meiste Zeit im Studio und habe ab meinem 25sten Lebensjahr sehr viel produziert.
Heutzutage bekomme ich tatsächlich sehr viele Anfragen, ob hier oder dort mitspielen wolle.
Jetzt mit 58 Jahren habe die Angebote, die ich vor 25 Jahren gebraucht hätte.
KF: Allgemein findet ja der Bass oder das Schlagzeug schon weniger Beachtung in einer Band. Es gibt Ausnahmen, wie Roger Clover und Ian Paice (beide Deep Purple)?
Harald: das ist schon richtig, aber ich persönlich habe dies nie so gesehen. Wenn man sich z.B. „Whitesnake“ anschaut, Marco Mendoso, ein Weltklasse Bassist, der hat als Bassist wirklich was drauf. Was der abliefert ist Wahnsinn!
Ein guter Bassist hält immer die Linie, damit die Grundlinie immer Bestand hat.
KF: für den Bass braucht es aber schon ein wirklich gutes Gespür, oder?
Harald: jedes Instrument hat seine Schwierigkeiten, beim Bass spielt man ja nur Einzeltöne, aber alleine die Tonbildung und die einheitliche Stärke des Tones sind schon anspruchsvoll.
Ein Gitarrist kann sich einmal verspielen, aber Bass und Schlagzeug müssen stehen! Allerdings, wenn der Bassist mit dem Grundton einen Fehler macht, dann fällt das sofort auf.
KF: wie ist es z.B. wenn ein Gitarrist ganz unkonventionell Solis einbaut und sich quasi „auslebt“?
Harald: jedes Lied hat eine gewisse Form und Harmonie und von der bewege ich mich nicht weg. Ich spiele die Töne einfach weiter, bis er andeutet, dass es fertig wird. Wenn der Gitarrist sich wegbewegt, muss der Rest der Band die Harmonie soweit erhalten. Es gibt teilweise auch Gitarristen, die einfach in ihren Soli nicht mehr aufhören können, die wollen sich präsentieren und den Moment genießen.
KF: Austria3 ist ja durchwegs bekannt, aber mit WIR4 ist es mit dem Wiedererkennungswert nicht ganz so einfach?
Harald: Heutzutage wird man oft nur gebucht, wenn man Radioeinsätze hat. Wir können ja von unseren eigenen Austria3 Songs nicht eine Version für WIR4 machen. Wir dürften auch nur selbst produzieren, wenn das Einverständnis aller Beteiligten vorliegen würde, was gar nicht so einfach ist. Dazu kommen noch: „Komponisten, Texter und Künstler“. Deswegen ist es für uns sehr schwierig eine Produktion zu machen, die Folge davon: wenig Radioeinsätze!
WIR4 ist eher eine Mundpropaganda Geschichte. (Anmerkung: das ist wohl überholt! WIR4 spielt auf großen Veranstaltungen und hat einen Riesen Fangemeinde)
KF: noch eine Frage zum „touren“ insgesamt. Ich stelle mir das so verdammt schwer vor, dass ich an einem bestimmten Tag, zu einer bestimmten Zeit, das Beste von mir geben muss, um mein Publikum zu befriedigen. Wie geht das überhaupt?
Harald: es ist nicht immer einfach, das gebe ich zu. Ich mische fürs TV relativ viele Reportagen, welche meist sehr kurzfristig hereinkommen. Jetzt kommen plötzlich drei Reportagen auf einmal herein, Arbeitsaufwand pro Reportage 8-12 Stunden. Das ist ein riesiger Aufwand, das wirklich sauber zu machen. Da sitze ich oft bis in den frühen Morgen und arbeite daran, dann 3 bis 4 Stunden Schlaf und auf geht’s zum Band Treffpunkt. Die 5stündige Autofahrt ist auch nicht gerade lustig. Aber der Auftritt dann macht Spaß und lässt dich die Anstrengung vergessen. Die Distanzen bei Auftritten in Deutschland sind natürlich schon erheblich und das geht ins Eingemachte. Das Spielen selbst ist klasse. Du stehst dann auf der Bühne und bis du schaust ist schon die erste Pause. Die Zeit auf der Bühne vergeht rasend schnell. Kurz gesagt, die endlose Warterei und die Fahrerei sind eigentlich am schlimmsten für den Künstler.
KF: die Chemie innerhalb der Band scheint wirklich gut zu sein?
Harald: der Zusammenhalt hier ist wirklich klasse, es gibt keinerlei Probleme, man kommt gut miteinander zurecht.
KF: was macht dir so richtig Spaß?
Harald: ich spiele oft in kleinen Clubs oder Cafés für fast lau, einfach, weil es mir Spaß macht.
KF: noch ein Kommentar zu deiner eigenen Musik?
Harald: es nicht aufgeblasen, eine Instrumentalisierung und nicht überproduziert. Mit einer Band, mit 4 Mann realisierbar. Keine Synthesizer, keine Frequenzer, nichts! So einfach wie möglich, eine simulierte Live Simulation
KF: vielen Dank lieber Harald, dass du uns einen Einblick in dein Musikerleben gewährt hast und weiterhin alles Gute und viel Erfolg!